Rüdiger Dunkel
Mein Leben neben meinem Leben – nur diesmal Musik!

Mein Leben neben meinem Leben – nur diesmal Musik!

Mein Leben neben meinem Leben – Nur Diesmal mit Musik!

Geboren wurde ich am 16. Mai 1958 im hochkatholischen St. Vinzenz-Krankenhaus in Dinslaken. Dort wurde ich so schnell katholisch getauft, bevor mein Vater noch dagegen irgendeinen Einspruch erheben konnte, was er sicher gemacht hätte.

Musik begleitete mich einen großen Teil meines Lebens. Dann wieder nicht. Dann wieder neu. Und dann erst recht!

Meine Leidenschaft zur Musik wurde direkt 1967 geweckt, als ich im ersten Jahr auf dem Gymnasium von Herbert Kirchhefer, einem genialen Musiklehrer der alten Schule, in den Schulchor eingeladen wurde.

“Strangers in the night“ und ein Medley aus der Westside Story durfte ich bei meinem ersten Chorkonzert mitsingen. Mich begeisterten bei diesem Konzert besonders die Streicher, weshalb meine Mutter sofort auf die Idee kam, mir eine Geige und dazu einen überaus strengen Geigenlehrer zu besorgen. Da ich schon damals eher faul statt ambitioniert war, übte ich nur sehr selten, relativ talentfrei und nur zu den Zeiten, in denen mein Vater nach der Frühschicht zu meinen Quietschversuchen ein Mittagsschläfchen machen wollte.

So ist es nicht verwunderlich, dass eines Tages die Geige verschwunden war und eine Gitarre dort stand, wo sonst die ungeliebte Geige auf mich wartete. Was er damals mit der Geige gemacht hat, hat er mir nie verraten.

So begann es eigentlich. Das machte mir Spaß. Eigene Klimpereien, dazu einfache Liedbegleitungen und schließlich der Gitarrenkurs im ND-Jugendheim in Dinslaken. Und wahrscheinlich würde ich heute noch Lieder wie „Bolle reiste jüngst zu Pfingsten“ oder „Wenn wir erklimmen“ an irgendwelchen Lagerfeuern einiger Jungrentner begleiten, wenn da nicht …

… ja wenn da nicht eines Tages – es war 1972 – im Radio das Lied „Heart of Gold“ von Neil Young gespielt worden wäre und kurz darauf sein bis heute einmaliges Album „Harvest“ herauskam. Da ging es dann endgültig los und in die richtige Richtung.

Neil Young, Bob Dylan, John Denver, Arlo Guthrie, Donovan und einige mehr eröffneten mir einen musikalischen Himmel, der bis heute offen steht.

Ach ja, 1976 war ich mittlerweile auch Fan von Martin Luther und wurde folglich evangelisch, aber das hier nur nebenbei!

Schon bald kreuzen sich unsere Wege – die von  Ralf Veith und meine. Da waren plötzlich zwei Gitarren – er um Klassen besser als ich. Dazu kam mit Christoph Höffkes ein genialer Violinist mit einer unglaublichen Improvisationskraft, unglaublich! Monika Schaffer hörte uns und machte uns darauf aufmerksam, was uns noch fehlte – eine Flöte und eine wunderbare weitere, vor allem weibliche Stimme. Mit Holger Brauner fanden wir auch noch einen Bassisten. Das war dann endgültig die Geburtstunde von „Mumpitz“, einer Folkband mit mittelalterlichem Einschlag, eben so wie es damals gerade absolut aktuell war und die es zu einer bescheidenen Berühmtheit am Niederrhein brachte. Ein gemeinsames Konzert mit den damals noch ganz jungen „Bläck Fööss“ in Köln und ein gemeinsames Folkkonzert – ebenfalls in Köln – mit der Gruppe „Gurnemanz“, einer angesagten Mittelalterband waren zwei der Höhepunkte im musikalischen Leben von Mumpitz. Absoluter Höhepunkt war allerdings das Erscheinen der LP „Seifenblasen“ mit einigen auch heute noch wunderbaren Eigenkompositionen und einigen Coversongs.

So hätte es nun immer weiter nach oben gehen können, es war eigentlich alles dafür bestens vorbereitet. Da wir aber alle eine solide Ausbildung vorschalten wollten, verteilten wir uns in alle Richtungen und Winde. Die Musik ruhte.

Bei Ralf Veith niemals, er wurde zu einem „Urgestein“ der bekannten Folkrockgruppe „Galahad“ und spielt dort bis heute. Aber eben bei mir. Und das für fast 35 Jahre!

Es war im Jahr 2015, als ich im Kloster von Taizé in der Kirche saß. Das tue ich seit übrigens schon seit 1969 regelmäßig. Dort in der Kirche hatte ich auf einmal, ich weiß bis heute nicht warum, Texte im Kopf. Nicht nur das. Auf einmal sogar Melodien. Meine Gitarre war greifbar und so begann ich zu spielen, zu summen, zu singen und alles aufzuschreiben. Die Lieder der CD „Seelenreise“ waren geboren.

Und plötzlich kam mir ein genialer Gedanke. Was macht eigentlich Ralf? Über 30 Jahre hatten wir keinerlei Kontakt. Aber kennen Sie das? Da ruft man jemanden an, den man so lange nicht kontaktiert hatte, und es ergibt sich ein Gespräch in einer Vertrautheit, so als ob man gestern zum letzten mal miteinander gesprochen hat. Alles war wieder da.

Langer Schreibe kurzer Sinn: Ralf wurde mein Arrangeur, Mitkomponist, Mitmusiker und mein Aufnahmeleiter mit eigenem Tonstudio. Und diese Zusammenarbeit dauert bis heute ungebrochen an, macht ungeheuren Spaß und schaut weit in die Zukunft. Alle Alben entstanden gemeinsam. Konzerte haben wir gemeinsam gespielt! In Taizé waren wir gemeinsam, um an alte Wurzeln zurückzukehren. Und so sind wir zu den Musikbrüdern geworden, die wir vor langer Zeit schon einmal waren. Vier Alben sind bisher entstanden. Ein weiteres ist schon geschrieben. Und irgendwie klingelt es auch schon wieder im Hinterkopf. Da kommt noch was! Wunderbar!

Nun, mit Beginn meines Ruhestandes im März 2023, mache ich endlich, was ich immer wollte. Ich ziehe singend und aus meinen Büchern – die einen eigenen Artikel verdienen – lesend durch die Lande und versuche Menschen mit meinen Liedern zu berühren. Und in meiner so ganz eigenen Bescheidenheit sage ich es einmal so: es scheint ganz gut zu gelingen! Genau deshalb darf es auch ruhig noch eine Weile so bleiben!

Schau‘n mer mal!